Feuerwehr-Chronik

1873 - 1993

Ohne den Gebrauch des Feuers ist menschliches Leben nicht denkbar. Aber seit die Menschheit das Feuer nutzt, weiß sie auch um dessen verheerende Wirkung. Neben Pest, Hunger und Krieg hatten unsere Vorfahren immer wieder gegen Feuersbrünste zu kämpfen. Schon vor Gründung der Feuerwehren war das Feuerlöschwesen in kleineren und ländlichen Gemeinden in die Hände aller Dorfbewohner gelegt. Für unsere Vorfahren war dies eine wichtige und nicht zu unterschätzende Aufgabe. Deshalb gründeten sie am 30. Mai 1873 den Verein "Freiwillige Feuerwehr Kasing", nach dem Wahlspruch: "Einer für Alle, alle für Einen" und unter dem Motto: "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr".


 


Die Gründungsmitglieder, oder wie es damals hieß, der "Verwaltungsrat", setzte sich aus folgenden Personen zusammen:

 

Gastwirt Adam Wild, Vorstand

Gastwirt Martin Schlagenhaufer, Kommandant

Schäffler Josef Binder, Adjutant

Bauer und Bürgermeister Josef Sterler, Kassier

Gütler Johann Rasch, Zeugwart

Schmiedemeister Klement Fehringer, Spritzenmeister

Maurer Johann Schmied, Zugführer

Taglöhner Xaver Gessendorfer, Zugführer

Pensionist Johann Bachhuber, Schriftführer


Zur aktiven Mannschaft gehörten noch weitere 44 Mitglieder. Diese waren eingeteilt in Retter, Steiger und Spritzenmannschaft. Sie waren dem Kommandanten unterstellt. Nachdem der erste Kommandant, der Gastwirt Martin Schlagenhaufer bei einem Holztransport am 26. November 1873 tödlich verunglückte, übernahm der Krämer Martin Binder dessen Aufgabe.

Die erste Jahresversammlung fand am 9. September 1873 statt. Im damaligen "Vollzug der Feuerlöschordnung" für Kasing sind die vier Hauptfeuerwehrübungen festgelegt. Diese hatten stattzufinden am 1. Sonntag nach Ostern, am 24. Juni, am 1. Sonntag im August und am 1. Sonntag im Oktober jeweils von 2 bis 4 Uhr nachmittags.

Schon in den ersten Jahren nach der Gründung hatte die Feuerwehr immer wieder Brände im Ort zu löschen. Aber auch von den umliegenden Gemeinden Oberdolling, Kösching und Theißing wurde sie durch sog. "Feuerreiter" zu Hilfe geholt. Aus der "Eintrag-Liste für die Dienstleistungen der hierorts und auswärtigen Brände" sei nachfolgendes Beispiel wortgetreu zitiert:

"Am 27. Januar 1877 abends 8 1/4 Uhr wurde unsere Freiwillige Feuerwehr durch einen auswärtigen Feuer-Reiter alarmiert. Brand bei Hr. Max Kolb, Bierbrauer in Kösching, wodurch die hiesige Feuerwehr 40 Mann stark mit Feuerspritze auf den Brandplatz abging und bis 12 1/2 Uhr nachts thätig war. Die Spritze wurde erst am 28ten 1. 1877 früh 9 Uhr anheimgeholt."

Bei den Jahreshauptversammlungen 1900 und 1903 wurde jeweils ein neuer Verwaltungsrat gebildet. Zu Signalisten bestimmte man Martin Bauer, Sebastian Bast und Michael Rottenkolber. Im Jahr 1910 kaufte man eine neue Saug- und Druckmaschine. In den Jahren 1910 bis 1934 wurden nur Mitgliederverzeichnisse geführt, besondere Ereignisse sind nicht überliefert. Bei der Jahreshauptversammlung am 25. November 1934 beim Schweizerwirt berichtete Bezirksbrandmeister Braun von der Neugestaltung  der Feuerwehren im Dritten Reich. So waren zum Beispiel jährlich sechs Übungen abzuhalten, auf strammes Üben und flottes Exerzieren war zu achten. Der Mitgliederbeitrag wurde von 60 Pfund auf eine Mark pro Kopf erhöht. Stimmberechtigt waren nur mehr aktive Mitglieder, ebenso konnten nur von diesen Beschlüsse gefasst werden. Der Kassenstand betrug damals 16,27 Mark.

Außer der Notiz, dass 1938 eine fahrbare Leiter angeschafft wurde, die noch heute zur Verfügung steht, wurden in den Jahren 1936 bis 1939 keine Niederschriften angefertigt. Schriftführer Hofmann schreibt in einem Bericht vom 17.02.1942: Mit Beginn des Jahres 1941 wurde der Titel "Kommandant" abgeschafft und an Stelle dessen die Bezeichnung "Wehrführer" per Gesetz eingeführt. Weiter heißt es: Das gerade in Kriegszeiten sehr verantwortungsvolle Amt eines Wehrführers hat gegenwärtig Josef Götz inne. Dieser wurde aber dann zum Wehrdienst einberufen. 1943 sah sich der neue Wehrführer Martin Mosandl wegen der hohen Zahl der Einberufenen gezwungen, die Mädchen anstelle der Wehrmänner auszubilden. Zur aktiven Mannschaft gehörten 29 männliche und 20 weibliche Personen. Es waren 20 Gasmasken vorhanden. Der Ortswehr kam im Kriege besondere Aufmerksamkeit und Pflicht zu.

Am 15.01.1947 wurde Andreas Stangl einstimmig zum Feuerwehrhauptmann gewählt. Der damalige Schriftführer Johann Schmidt schreibt in einem Protokoll: Stangl, der Gründer einer aktiven Nachkriegsfeuerwehr, genießt volles Vertrauen der Ortswehr.

Im Januar 1950 hielt man zum Abschluss des Wasserleitungsbaus ein großes Wasserfest ab. Als Gäste erschienen Landrat Dr. Kramer, Kreisbrandinspektor Josef Hardl, die beiden Kreisbrandmeister Josef Haager und Josef Eichhammer, sowie verschiedene Gäste des Wasserversorgungsamtes. Die aktive Feuerwehrmannschaft zeigte in einer Schauübung ihre erhöhte Aktionsfähigkeit durch den nun möglichen Hydrantenanschluss.

Am 14.05.1951 feierte die Feuerwehr ihr 80-jähriges Gründungsfest in einem würdigen Rahmen. Neben der kompletten Feuerwehrführungsspitze des Landkreises waren 18 Feuerwehrvereine zu Gast. Die Patenschaft stellte die Freiwillige Feuerwehr Menning. Nach dem Festgottesdienst in der Pfarrkirche und anschließender Gefallenenehrung versammelte man sich im Gasthaus zum gemeinsamen Mittagessen. Um 1300 Uhr war Schauübung, bei der die Freiwillige Feuerwehr Kösching mit ihrer Motorspritze teilnahm. Anschließend ging das Fest in den "fröhlichen Teil" über. Außer den routinemäßigen Übungen, Inspektionen, Jahreshauptversammlungen und verschiedenen Einsätzen sind bis 1955 keine besonderen Ereignisse nieder-geschrieben.

Im Jahr 1956 wurde die Wehr mit der ersten Motorspritze ausgestattet. Diese hat sich bereits am 2. Juni 1957 beim Brand im neuen Saal der Gaststätte Hofbauer bewährt.

Ein verheerender Gewittersturm im Juli 1958 richtete nicht nur in den umliegenden Wäldern, sondern auch im Ort und vor allem auf Gut Hellmannsberg großen Schaden an. Als erste Helfer kamen die Kasinger Wehrmänner auf dem Gutshof an. Viele freiwillige Helfer waren tagelang mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt.

Im November 1961 ging ein langersehnter Wunsch der Freiwilligen Feuerwehr in Erfüllung. Das neue Gerätehaus mit Schlauchturm wurde bezugsfertig. Die Einweihung erfolgte am 25. Mai 1963 durch H.H. Geistlichen Rat Hirl. In der Feuerschutzwoche 1963 ertönte zum ersten Mal die neu installierte Sirene.

Am 4. Oktober 1964 nachts um 130 Uhr brach in der Scheune der Gastwirtschaft Hofbauer ein Großbrand aus. Die Feuerwehren aus Kasing, Kösching, Ingolstadt und Gaimersheim konnten zwar ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Anwesen verhindern, jedoch gelang es ihnen nicht, acht Jungbullen aus den Flammen zu retten. Erst später stellte sich heraus, dass ein Brandstifter hier sein Unwesen trieb, der noch vier weitere Brände legte. Für die Dorfbewohner war dies eine schlimme Zeit, vor allem die Landwirte fürchteten um ihr Hab und Gut. Am 17. Oktober konnte ein Brand in der Scheune bei Hecker noch rechtzeitig gelöscht werden, am 10. Januar 1965 brannte der Stadel der Frau Hofbauer vollständig aus. Aufgrund von Spuren im Schnee konnte am 10. Januar ein 24jähriger Bäckergeselle als Brandstifter überführt  werden. Er wurde zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt.

Aufgrund der vielen Einsätze in den vergangenen Monaten entschloss man sich, einen Tragkraftspritzenanhänger mit TS 8/8 anzuschaffen. Dieser wurde im Februar 1965 geliefert und kostete 11895,35 DM.

Am 27. Mai 1965 fand die erste Leistungsprüfung in der Geschichte der Kasinger Feuerwehr statt. Unter Führung von Kommandant Stangl bestanden das bronzene Leistungsabzeichen: Josef Bast, Max Huber, Franz Rottenkolber, Josef Rottenkolber, Georg Stangl, Adam Schneeberger, Hans Sterler und Hans Kumpfmüller. Im Anschluss an die Leistungsprüfung weihte H. H. Geistlicher Rat Hirl den neuen Tragkraftspritzenanhänger.

Am 29.07.1966 brannten bei Sterler Scheune und Stall nieder, am 12.10.1966 brach beim Anwesen Moosandl ein Brand aus. In beiden Fällen konnte, bis auf zwei Jungtiere bei Sterler, das gesamte Vieh gerettet werden.

Ende der sechziger Jahre setzte eine gewisse Flaute bei den aktiven Feuerwehrleuten ein. Die Übungsmoral ließ stark nach, es war sogar von Pflichtfeuerwehr die Rede. 1969 ließ man die Vereinsfahne zum Preis von 1524,00 DM renovieren. Am 7. August 1970 geriet durch Blitzschlag die Scheune des Landwirts Ampferl in Brand. Am 4. Mai 1972 brannte der neue Stall bei Binder. In beiden Fällen konnte die Feuerwehr, wie auch beim Brand des Wohnhauses Appel am 4. Januar 1977, tatkräftige Hilfe leisten.

1975 erhielt die Feuerwehr von der Marktgemeinde einen gebrauchten VW-Bus, der mit Blaulicht und Martinshorn ausgestattet war. Er diente zum einen als Mannschaftstransportwagen, außerdem wurde ab diesem Zeitpunkt der Tragkraftspritzenanhänger nicht mehr von Traktoren, sondern vom VW-Bus gezogen. Zum ersten Mal erwarb 1978 unter Kommandant Oblinger eine Gruppe das silberne Leistungsabzeichen.

Nachdem das 1961 erbaute Feuerwehrgerätehaus am Vogelweg wegen des Ausbaus der Östlichen Ringstraße 1971 abgerissen werden musste, und die Feuerwehr seitdem im Untergeschoss des Leichenhauses notdürftigst untergebracht war, forderte man bei der Jahreshauptversammlung 1980 ein neues Gerätehaus. 1981 wechselte die Feuerwehr von der langjährigen Vereinswirtschaft Kürzinger ins Gasthaus Pauliwirt. Da der VW-Bus 1983 ausgemustert wurde, erhielt man von der Gemeinde einen älteren Unimog als Ersatzfahrzeug.

Nach vielen Jahren der notdürftigen Unterbringung konnte am 24. April 1984 das neue Gerätehaus an der Oberdollinger Straße bezogen werden. Nachdem H. H. Pfarrer Seitz die kirchliche Weihe vollzogen hatte, überreichte Bürgermeister Dollinger den Schlüssel für das neue Gerätehaus an Kommandant Girtner. Das neue Haus hat zwei Fahrzeugstellplätze, einen kleinen Aufenthaltsraum und zwei Nebenräume. Auch steht ein größerer Vorplatz zur Verfügung, der zum Üben bestens geeignet ist. Die gesamte Anlage kostete ca. 300.000 DM. Die aktive Mannschaft fühlte sich im neuen Domizil gut aufgehoben und kam wieder eifriger zu den Übungen, außerdem ließen sich wieder mehr Jugendliche für den Feuerwehrdienst gewinnen. Da laut bayerischem Feuerwehrgesetz die bisherige Feuerwehr in den Feuerwehrverein und die aktive Mannschaft unterteilt wurde, beschloss man bei der Jahreshauptversammlung 1985 eine neue Satzung.

Das alte Mannschaftstransportfahrzeug (Unimog) war mittlerweile nicht mehr einsatzfähig, deshalb erhielt man nach schwierigen Verhandlungen mit der Marktgemeinde ein neues LF 8 zum Preis von 180.000 DM bewilligt.

Dieses konnte am 23. September 1988 bei der Firma Krümpelmann in Landshut abgeholt werden. Durch das neue Löschfahrzeug ist die Möglichkeit gegeben, bei einem Ernstfall noch wirksamer helfen zu können. Es ist unter anderem mit schwerem Atemschutz, Fahrzeugfunk und der Möglichkeit der Schaumerzeugung ausgestattet. Durch diese Anschaffung sind die Feuerwehrleute noch mehr motiviert und besonders erfreulich ist es zu erwähnen, dass sich in Kasing seit dieser Zeit nahezu alle Jugendlichen für den aktiven Feuerwehrdienst zur Verfügung stellen. Am 28. Mai 1989 segnete H. H. Pfarrer Seitz nach einem Gedenkgottesdienst  für alle verstorbenen Feuerwehrkameraden das neue Fahrzeug. Dabei waren als besondere Gäste Bürgermeister Betz, der gesamte Gemeinderat, Kreisbrandrat Maier, Kreisbrandinspektor Filser und Kreisbrandmeister Rieger anwesend. Aber auch die gesamte Bevölkerung von Kasing nahm bei herrlichem Wetter am Weiheakt sowie beim anschließenden "Tag der offenen Tür" recht zahlreich teil.

Bereits am 2. November 1990 musste man das neue Fahrzeug bei einem Ernstfall voll einsetzen. Auf dem Gutshof Hellmannsberg brannte eine Scheune mit riesigen Futtervorräten. In der Jahreshauptversammlung 1991 trat Johann Keupp von seinem Amt als 1. Vorsitzender, das er 30 Jahre ausgeübt hatte, zurück. Zum neuen Vorsitzenden wurde Michael Sterler gewählt, gleichzeitig ernannte die Versammlung Herrn Keupp zum Ehrenvorsitzenden. Bei der selben Versammlung beauftragten die Mitglieder die Vorstandschaft, die Feier des 120-jährigen Gründungsfestes in die Wege zu leiten.  Der am 3. März 1991 gegründete Festausschuss beschloss, bei der Firma Kössinger in Schierling eine neue Vereinsfahne anzuschaffen.

Am 15. Juni 1991 erwarben fünf Gruppen verschiedene Leistungsabzeichen, angefangen von Bronze bis hinauf zum höchsten Abzeichen Gold/Rot. Für eine Ortschaft wie Kasing ist dies sicher eine beachtliche Leistung, so meinte Kreisbrandrat Maier in seiner Ansprache.

Der letzte größere Einsatz der Wehr war am 16. August 1991 beim Reiterhof Schmidtner. Der Pferdestall und die Stroh- und Heuvorräte wurden ein Opfer der Flammen. Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr konnte jedoch eine Ausbreitung des Feuers auf zwei benachbarte Wohnhäuser verhindert werden.

Seit April 1992 ist der Verein in das Vereinsregister eingetragen und somit wurde ihm die Gemeinnützigkeit zuerkannt. Im 120. Jahr ihres Bestehens zählt die Freiwillige Feuerwehr Kasing 281 Mitglieder, davon beteiligen sich 49 aktiv am Feuerwehrdienst. Die Leistungsfähigkeit der Kasinger Wehr wird sichergestellt durch zahlreiche regelmäßige Übungen, Abnahme von Leistungsprüfungen und die Teilnahme an verschiedenen Fortbildungslehrgängen, die  auch an der staatlichen Feuerwehrschule in Regensburg stattfinden. Aber auch die Geselligkeit wird bei der Feuerwehr großgeschrieben. Regelmäßig beteiligen wir uns an Jubiläumsfesten der Nachbarfeuerwehren oder anderer Vereine. Das alljährliche Sommernachtsfest, die Weihnachtsfeier sowie die Beteiligung an der Marktmeisterschaft im Schießen finden großen Anklang. Bei öffentlichen Veranstaltungen sowie bei kirchlichen Anlässen stellt man eine Fahnenabordnung und trägt zur Sicherheit der Öffentlichkeit bei.

Die vorliegende Chronik soll zeigen, wie sich die Anforderungen an die Feuerwehr und ihre Aufgaben in den vergangenen 120 Jahren geändert haben. Das Wesentliche jedoch, der freiwillige und selbstlose Einsatz des Einzelnen für seine in Not geratenen Mitmenschen und die Bereitschaft, fremdes Leben sowie dessen Hab und Gut vor Schaden zu bewahren, gilt heute noch genauso wie damals. Ebenso wie vor 120 Jahren ist man auch heute noch den Wahlsprüchen treu:

"Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr"

"Helfen in Not ist unser Gebot"

"Einer für Alle, alle für Einen"