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Bei der Frage nach den kirchlichen Verhältnissen in Kasing im Mittelalter, bei der Suche nach den Anfängen müssen wir uns mit der allgemeinen Situation beschäftigen, weil frühe Quellen fehlen. Die typische Organisationsform für kleine Dorfkirchen war die adelige Eigenkirche. Darunter versteht man, dass die Kirche einer wohlhabenden Familie gehörte, die das Gebäude auf eigenem Grund und Boden errichtete, für seine Instandhaltung sorgte, von einem Pfarrer der Umgebung oder dessen Gehilfen Messen lesen ließ und dergleichen mehr. Diese Situation dürfen wir auch für Kasing als gegeben annehmen. Kasing ist keine Urpfarrei des frühen Mittelalters !
Das Martinspatrozinium, mit dem gelegentlich ein hohes Alter einer Pfarrstelle belegt werden soll, reicht für sich allein als Beweis nicht aus. Im 13. und 14. Jahrhundert, beim Einsetzen schriftlicher Quellen, gehörte Kasing zum Pfarrbezirk Kösching.
Besitzer und Kirchherr war einer der beiden Kasinger Edelsitze des Mittelalters. Während aus dem anderen die Hofmark Stöcklrain hervorging, lebt der eine in der Besitzausstattung der Pfarrei Kasing fort. Der Komplex befand sich im 14. Jahrhundert im Eigentum der Reuter, einer einflussreichen und wohlhabenden Familie dieser Zeit. Aus den Jahren 1366 und 1378 haben sich zwei Geschichtszeugnisse erhalten, die uns den Wandel von der Eigenkirche zur Pfarrei belegen. In der Urkunde, die am 1. Februar 1366 ausgestellt wurde, legte Ulrich Reuter den Grundstein für die Entstehung einer eigenständigen Pfarrei Kasing. Darin wird vereinbart, dass ein Kaplan fest im Dorf wohnen und die pfarrlichen Verrichtungen ausschließlich für Kasing versehen soll. Dazu sind dreierlei Regelungen finanzieller Art zu treffen. Die Kirche und der Friedhof gehen als Stiftung an die Kasinger Dorfschaft, dazu vier Anwesen, auch einer der größten Höfe des Ortes darunter, zu ihrem baulichen Unterhalt. Der Kaplan erhält zur Sicherstellung seines eigenen Lebensunterhaltes einen großen Hof, den späteren Pfarrhof. Der Köschinger Pfarrer, dem ja jetzt Einnahmen aus Kasing ausfallen, wird mit einem weiteren großen Anwesen abgefunden. Für alles kommt Ulrich Reuter auf !
Das Herrenhaus, das wir an der Stelle des freien Platzes auf der Südseite der Kirche etwa bei der heutigen Bushaltestelle annehmen dürfen, ist in der Folgezeit verschwunden. Ob Ulrich Reuter die formelle Erhebung zur Pfarrei selbst noch erlebt hat, wissen wir nicht. Er starb am 1. September 1378, der erste Pfarrer von Kasing wird uns mit Georg König im Jahr 1417 genannt. Die Kasinger hielten das Andenken an den Pfarreigründer wach, indem sie seinen Grabstein bewahrten. Er befindet sich heute im Nordausgang der Kirche.
Die Pfarrkirche dürfte noch unter Ulrich Reuter eine großzügige Erweiterung, wenn nicht sogar eine vollständige Neuerrichtung erfahren haben, um ihrer neuen Funktion gerecht werden zu können. Reste eines Vorgängerbaues scheinen sich nicht erhalten zu haben. Die Katastrophe, der die Burg auf dem Stöcklrain zum Opfer fiel (siehe unten), dürfte auch die Kirche in Mitleidenschaft gezogen haben. Bald nach 1500 können wir in Bau und Ausstattung weitreichende Neuerungen feststellen. Mehrere Heiligenfiguren aus dieser Zeit haben sich bis heute erhalten. Wir gehen sicher nicht fehl, wenn wir Hans Reisacher und seine Familie, die neuen Herren von Stöcklrain, hinter den Stiftungen vermuten. Der dreißigjährige Krieg, die Plünderung des Ortes durch die Schweden, hat sicherlich auch beträchtlichen Schaden angerichtet. Der Wiederaufbau und die Instandsetzung der Pfarrkirche sind insbesondere das Verdienst von Johann Christoph Fasold, dem Schlossherrn von Stöcklrain. Er stellte die Herstellung der Kirche über die Neuerrichtung seines zerstörten Herrenhauses. Zum Dank dafür wurde er nach seinem Tod im Jahre 1678 in der Pfarrkirche vor dem Altarraum beerdigt.
Der spanische Erbfolgekrieg und die zehnjährige Besetzung Bayerns durch die Österreicher 1704 bis 1714 bringen wiederholte Plünderungen, einen all-gemeinen wirtschaftlichen Niedergang und wegen unterbleibender Instand-Haltungsmaßnahmen den baulichen Verfall der Kirche. Erst 1734 kann die Kirche unter Aufbringung der äußersten finanziellen Anstrengungen der Ortsbewohner wieder hergerichtet werden. Schiff und Turm werden dabei erhöht, der Eingang, um Platz zu gewinnen, nach Westen verlegt. Die Sonnenuhr an der Südwand erinnert an diese Baumaßnahme. Im Jahre 1777 stürzte bei einem Sturm die Dachpyramide des Turmes ein. Sie wurde, dem Zeitgeist entsprechend, durch eine Zwiebelhaube ersetzt, die 1883 wieder von einer Pyramide abgelöst wurde. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche vor vierzig Jahren mit der Erweiterung nach Westen.
Während die Kirche im Laufe der Jahrhunderte neben vielen kleineren Bau-Maßnahmen einige größere Umbauten erfahren hatte, blieb die Sorge für den Pfarrhof dem jeweiligen Pfarrer aufgetragen. Viel scheint sich dabei nicht getan zu haben ! Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Gebäude derart heruntergewirtschaftet, dass sie ohne Ausnahme als baufällig angesehen wurden. Pfarrer Pösenecker beklagte sich wiederholt bei den zuständigen Stellen, dass er in einer "Spelunke hausen" müsse, an der seit vorreformatorischer Zeit nichts mehr gerichtet worden sei. Er wollte das Anwesen Hauptstraße 26 kaufen und zum Pfarrhof machen. Wegen der großen Entfernung zur Pfarrkirche war man gegen dieses Ansinnen. Statt dessen wurden unter Pfarrer Georg Josef Lang in den Jahren 1846 bis 1848 das Pfarrhaus und die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude neu erbaut. Von 1965 bis 1967 schließlich wurde das heutige Pfarrhaus errichtet.
Ein Dorf im Wandel
Seit der Gründung der FFW Kasing sind 120 Jahre vergangen. In dieser Zeit hat sich Kasing derart verändert, dass keines der Gründungsmitglieder seinen Heimatort heute wiedererkennen würde. Damals war Kasing ein Bauerndorf mit etwa 75 meist kleineren Anwesen und ungefähr 450 Einwohnern. Alle, ohne Ausnahme, lebten von der Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe waren lediglich Zubrot. Die Wirte, der Metzger, der Schmied und der Wagner, der Maurer und der Zimmermann, ja selbst der Herr Pfarrer waren zumindest nebenher auch Bauern. Dass nur zwei Jahre davor ein Krieg gegen Frankreich geführt worden war, an dem auch ein paar Kasinger teilgenommmen hatten, dass in Berlin seitdem ein Kaiser über sie regierte, hatte sich auf die Leute und die Verhältnisse im Ort nicht ausgewirkt.
Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung führte dann zu einem langsamen Anwachsen der Einwohnerzahl. Einige neue Hofstellen entstanden an den Wegen vor dem Dorf (heute Hellmannsberger Straße und Nördliche Ringstraße). Das Schulhaus neben der Kirche, in dem auch der Lehrer wohnte, konnte die Kinder nicht mehr aufnehmen. Der Anbau eines zweiten Unterrichtsraumes wurde erwogen, man entschloss sich trotz der höheren Kosten für ein ganz neues Schulhaus. 1902 wurde am Ortsausgang nach Kösching damit begonnen. Ebenfalls 1902 soll die erste Wasserleitung gebaut worden sein. Mit der Eisenbahnlinie Ingolstadt-Riedenburg, die an der Gemarkungs-Grenze zu Theißing vorbeilief, fand Kasing 1904 Anschluss an dieses moderne Verkehrsmittel. Der erste Weltkrieg unterbrach diese Entwicklung. 56 Männer wurden einberufen, 26 kamen nicht zurück !
Dass sie in München ihren König, in Berlin ihren Kaiser davongejagt hatten, dass sie jetzt in einer Republik lebten, beeinflusste das Leben der Kasinger kaum. Immer noch war der Ort bäuerlich geprägt. 1920 wurde ein Kriegerdenkmal errichtet und eine Kriegerheimkehrfeier abgehalten. Die Gründung des Kriegervereins dürfte in diese Zeit fallen. Langsam begann sich die totale Ausrichtung auf die Landwirtschaft zu wandeln. Vereinzelt suchten junge Männer und Frauen ihr Glück in den Städten, vor allem in München. In Kasing wurden die ersten Arbeiterhäuser errichtet. Das elektrische Licht kam, das erste Radio, das erste Telefon. Dann wieder ein Rückschlag, der zweite Weltkrieg. Eine erschreckende Zahl von Toten wurde dem Dorf abverlangt, fast jedes Haus musste Flüchtlinge aus den verlorenen Ostgebieten aufnehmen.
Kasing um 1943
Anders als bei den vorigen Malen aber greifen die politischen Veränderungen tief auch in das kleine Bauerndorf hinein. Die Einwohnerzahl schnellt auf 732 hoch. Alles ist jetzt zu klein, zu eng. Die Pfarrkirche wird 1953 vergrößert, ein neuer Friedhof angelegt. Eine erste Wohnsiedlung entsteht mit den Häusern an der Köschinger Straße. In wenigen Jahren wachsen ganze Häuserzeilen in die Flur hinaus. Dank des sog. Wirtschaftswunders steht jedem ein Arbeitsplatz in der gewerblichen Wirtschaft und der Industrie offen. Das Motorrad, und mehr noch das Auto treten ihren Siegeszug an. Die Landwirtschaft erlebt einen rasanten und tiefgreifenden Wandel. Der erste Lanz-Schlepper, der erste Wagen mit Gummireifen, der erste Mähdrescher, der erste Vollernter ! Die Flurbereinigung 1956 schafft die Flächen für den Einsatz der neuen Maschinen. Der Weg in die Hochtechnisierung der Landwirtschaft beginnt, wird immer schneller und konsequenter beschritten. Die kleinen Bauern können nicht Schritt halten, sie geben auf. In wenigen Jahren geht die Zahl der Betriebe von 77 im Jahr 1950 auf unter dreißig zurück.
Die Gemeinde bemüht sich, den Erfordernissen der modernen Zeit gerecht zu werden. Ein eigener Brunnen stellt die Wasserversorgung sicher, eine Kläranlage die umweltgerechte Entsorgung der Abwässer. Alle Ortsstraßen erhalten eine Teerdecke, Fußwege und elektrische Straßenbeleuchtung schafften ein nahezu städtisches Aussehen. Wieder wird die Schule zu klein. Ab 1967 werden die oberen Klassen, später alle Schulkinder in Kösching unterrichtet. Die Zeit der Zwergschulen ist abgelaufen, das Schulhaus wird seither als Kindergarten genutzt. Die Gebietsreform in Bayern bringt 1971 das Ende als selbständige Gemeinde. Das alte Schulhaus bei der Kirche steht nach dem Wegzug des letzten Lehrers und der Auflösung der Gemeindeverwaltung leer. Es wird abgerissen. Auch das Pfarrhaus daneben muss einem Neubau weichen. Ende der achtziger Jahre fällt das letzte legschiefergedeckte Gebäude der Spitzhacke zum Opfer.
Das Vereinswesen nimmt einen enormen Aufschwung. Stammtische, ein Gesangs- und ein Gartenbauverein entstehen, im Sportverein eröffnen sich mit Damengymnastik, Ski- und Wanderabteilung, mit Leichtathletik und Tennisabteilung neue Möglichkeiten neben dem Fußball. Ein Reitverein formiert sich auf einem Reiterhof. Ein zweiter, noch größerer Reiterhof ist im Entstehen. Der Radwanderweg, der anstelle der stillgelegten Bahnlinie Ingolstadt mit Riedenburg verbindet, läuft durch den Ort. Das Landschaftsschutzgebiet Kalkofen/Nesselberg lädt zur Entspannung und zur Betrachtung der heimischen Pflanzen- und Tierwelt ein.